Josef Frank

1885 – 1967 Österreich / Schweden

Mit seinen vibrierenden Designs voller Leben und Farbe hat sich der Wiener Architekt Josef Frank internationale Anerkennung verschafft. Der Gestalter mit jüdischen Wurzeln wurde trotz bewegender Zeiten zum Vater des schwedischen Modernismus und ein wichtiger Beeinflusser zeitgenössischen Geschmacksempfindens auf der ganzen Welt.

Zu Wiener Zeiten war Josef Frank Lehrer an der Kunstgewerbeschule, leitete seine eigene Firma Haus & Garten, war Mitbegründer des Wiener Werkbundes und eine der wichtigsten Figuren der Wiener Moderne. Trotz seines Status und seines Erfolges: mit seinen jüdischen Wurzeln sah er sich gezwungen seine Heimatstadt zu verlassen. 1933 – im Alter von 48 Jahren – wanderte er mit seiner schwedischen Frau Anna nach Schweden aus.

Josef Frank war ein Architekt, ein Visionär.

Betrachtet man seinen Werdegang in Wien, so war er fleißigst damit beschäftigt ganze Lebenswelten zu erschaffen. Seine vielen Zeichnungen von Phantasiehäusern, die er nach dem Krieg zu zeichnen pflegte, ebenso seine Bemühungen während seines kurzen Aufenthaltes in New York in den Endzügen des Krieges, zeugen von seinem eigentlichen inneren Drang Gebäude zu errichten. Doch das wurde ihm in seinem zweiten Lebensabschnitt den Umständen zu schulden nicht mehr gegönnt.

Interiors at Villa Beer by Josef Frank, 1929-1931, Vienna. (c) Stefan Huger

In Schweden hatte der begnadete Josef Frank Startschwierigkeiten – Immigrant der er war. Niemand mochte ihn einstellen. Bis zu seiner Begegnung mit Estrid Erikson. Erikson hatte 1924 im jungen Alter von 30 Jahren ihren eigenen Laden “Svenkst Tenn” eröffnet, in dem sie Gegenstände aus Zinn anbot – eines der angesagtesten Materialien jener Zeit. Sie war eine talentierte Geschäftsfrau und machte sich als Innenausstatterin und in Zusammenarbeit mit lokalen Herstellern einen großen Namen.

Estrid Erikson and Josef Frank musing on a Svenskt Tenn textile. Photo by Gösta Glase. (c) Svenskt Tenn

Die Kollaboration mit Estrid Erikson verhalf Svenskt Tenn und somit auch Josef Frank zu internationalem Erfolg – und das jenseits seiner 50. Ganze 160 Textildesigns und mehr als 2.000 Möbelzeichnungen hinterließ er der schwedischen Firma. Auf dem Internetauftritt von Svenskt Tenn kann man viel über ihn und seinen Beitrag zur schwedischen Designhistorie erfahren. Uns kommt es jedoch irgendwie merkwürdig vor, wie sehr betont wird, dass Estrid Erikson ihm eine wahnsinnig große Hilfe in seiner prekären Lage gewesen war, während er derjenige war, der dem Unternehmen mit seinen ausgefallenen und einzigartigen Designs zu internationalem Erfolg verholfen hat. Josef Frank war stilprägend für Unternehmen wie Marimekko und IKEA. Svenskt Tenn lebt bis zum heutigen Tage von seinen Designs. Was sein Lohn dafür war, werden wir wahrscheinlich nicht erfahren.

Aber das Geschäftliche zur Seite. 😉

Gemessen an seinen Lebensumständen, den Schwierigkeiten, die die Nazi Diskriminierung mit sich führte, hat Josef Frank dennoch Relikte erschaffen, die vor Leben und Licht nur so strotzen. Wüsste man es nicht besser, könnte man hinter seinen Entwürfen leicht eine Frau vermuten – so lieblich, so farbenfroh kommen sie daher. Eine Verspieltheit, die sich manch ein Mann seiner Generation und seiner Liga niemals getraut hätte. Zu grau und berechnend war die Welt zu jener Zeit. Und zertrümmert.

Josef Frank schuf mit seinen lebendigen Designs Gegenentwürfe zu der Welt, in der er lebte. Er war der Überzeugung, dass Architektur und Design dem Menschen als Zuhause dienen sollte, als einen Ort, an dem man sich auf  dieser Welt wohler fühlen konnte. Diese Einstellung machte ihn zu einem der einflussreichsten Gestalter unserer Zeit.

“Aralia”, Josef Frank (c) Svenkst Tenn

“Aramal”, Josef Frank (c) Svenskt Tenn

Dennoch betrachtete Josef Frank seine Karriere als Enttäuschung. Es sei nicht das gewesen, was er sich von seinem Leben erhofft habe, er fühlte sich zu Höherem berufen und fähig. Seine Arbeit für Svensk Tenn betrachtete er als etwas, was er in der Lage gewesen war unter gegebenen Umständen zu erfüllen, was ihn aber im Rückblick sehr traurig machte, so soll er es 1984 in einem Brief geschildert haben. Da scheint es vielleicht ein Trost für die Nachwelt zu sein, dass er bei Wikipedia als Architekt aufgeführt wird.

Diese abschließenden Worte können wir uns zu Herzen nehmen, wenn wir die hohe Zahl der Migranten unserer Welt betrachten und dessen Fähigkeiten viele Menschen in der Welt wiederum nicht sehen und insbesondere nicht anerkennen wollen. Ein Lebenslauf wie der von Josef Frank ist ein großartiger Beweis dafür, dass eine Reduktion auf die Herkunft eines Menschen ein sehr großer Fehler ist.

D-House 9, (c) The Swedish Centre for Architecture and Design

Mehr hier: Josef Frank on Svenkst Tenn oder hier: The Guardian (2017)

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